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Die Wüstung zu Schönheide
Am 11.05.1830 lesen wir in einem Inserat der "Dorfzeitung" Hildburghausen folgende Anzeige:
Gasthof- und Grundstücke-Verkauf
"Die Gemeinde zu Dörnfeld an der Haide (bei Königsee) ist gesonnen, ihren zu Schönheide, an der Straße zwischen Gräfinau, Herschdorf und Gehren und eine Stunde von Königsee einzeln gelegenen Gasthof, worin sich 4 Stuben befinden, nebst Zubehör an Scheune, geräumiger Pferde- und Rinderviehstallung und Brauhaus, mit allen darauf ruhenden Gerechtigkeiten zum Bierbrauen, Branntweinbrennen, Backen und Schlachten, - worauf bloß 12 Thlr. Jährliche Abgabe zu entrichten ist - mit den dazu gehörigen 76 Ackerland Feld und 36 Acker Wiesen aus freier Hand zu verkaufen. Auch können nach Belieben noch 7 Stück in der Nähe befindliche Teiche, zusammen 13 Acker haltend, zugleich käuflich abgelassen werden. Kaufliebhaber hierzu, die das Nähere hierüber zu erfahren wünschen, haben sich zu wenden an",
Adam Diezel, Schultheiß das.
(Aus: Dorfzeitung/Hildburghausen - Seite 351, 11. Mai 1830)
Wer spricht heute schon in unserem Ilm-Kreis von dieser einstigen Fuhrmannsherberge an der Straße von Gräfinau zu Sorge? Und wo stand sie wirklich und auch das ältere Dorf dieses Namens?
In der auffallenden nördlichen Ausbuchtung des Landkreises Rudolstadt-Saalfeld, die westlich bis zum Ilmtal verläuft, liegt die einstmals selbständige Flur Schönheide. Auf der neuen Wanderkarte "Gräfinau-Angstedt-Gehren/Königsee" ist Schönheide zweimal eingezeichnet. Damit ist jedoch die Flur, nicht der Ort gemeint.
An der Weggabelung Gräfinau-Jesuborn-Sorge in der Nähe eines kleinen Teiches wurden 1923 noch Mauerreste vorgefunden, nachdem dieses Gasthaus 1882 abgerissen wurde. Die Bewohner hofften auf einen Wiederaufbau, aber es kam nicht dazu, und so verließen sie 1884 den Ort, nachdem sie 2 Jahre in einer Notunterkunft gelebt hatten.
Die Schönheide war nicht immer nur ein Gasthaus für Fuhrleute. Schon der Teilungsvertrag der Grafen von Schwarzburg spricht von einem "Dorf" Schönheide und 1407 verkauft Graf Johann von Schwarzburg seinen Besitz Schönheide an Dietrich von Hof. In jener Zeit nennt sich der Ort "Seenenheyde". In der folgenden Zeit wurden mehrere Herren mit der Schönheide belehnt, 1520 die Familie von Röder.
Die sich über viele Jahre hinziehenden Streitigkeiten zwischen den Familien Witzleben, von Bernstedt (Jesuborn) und von Röder (Dörnfeld an der Haide) wurden durch ein Machtwort vom Grafen Heinrich d. Älteren von Schwarzburg 1531 beigelegt. 1587 wird in einem Lehensbrief des Grafen Albrecht von Schwarzburg von der Wüstung Schönheide berichtet, ebenso auch im Jahre 1663.
Nach dieser "wüsten Zeit" lebte die Siedlung in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wieder auf und entwickelte sich zu einem Gutsdorf mit Gut und einer Ziegelhütte, einem Gsthaus und 6 Bauernhäusern. Besitzer dieses Rittergutes waren die Herren von Röder. Doch schon bald 1769 - 1787 blieb von dem Dorf nur ein Haus mit 8 Einwohnern übrig.
Es geschieht dann ein für die damalige Zeit beispielloser Vorgang. Die Dörnfelder Bauern erleben ihren glücklichen Tag mit der Nachricht über das verkaufte Rittergut allhier und zu Schönheide. Der Kaufvertrag zwischen den Herren von Röder und seinen Untertanen in Dörnfeld ist ein Stück interessante Sozialgeschichte.
(Quelle: Deubler, Rudolstädter Heimathefte)